Von Beruf bin ich Ghostwriter. Ich schreibe Bücher im Auftrag. Meine Auftraggeber sind meist buchunerfahrene Menschen, die aber oft lebenserfahren sind oder über eine spezielle berufliche Erfahrung verfügen, über die sie ein Buch schreiben lassen wollen. Dazu brauchen sie einen Ghostwriter oder kurz Ghost. Der Ghostwriter wiederum ist ein Dienstleister, der über eine spezielle Fähigkeit verfügt; er ist schreiberfahren, schätzt die 1:1-Kommunikation mit seinen Auftraggebern, kann sich tief in die unterschiedlichsten Themengebiete einarbeiten, hat den langen Atem, den man braucht, um an einem langen Stoff dranzubleiben und er liebt die Sprache über alles. Ohne diese Liebe könnte er keine Leidenschaft entwickeln, ohne diese Leidenschaft keine Begeisterung entfachen und kein perfektes Produkt, sprich Script verfassen – er könnte kein interessantes und unterhaltsames Sachbuch schreiben, keine spannende Biografie.
Ghostwriter arbeiten nicht nur im Auftrag von Personen, Persönlichkeiten oder der sogenannten Prominenz. Unternehmen, Organisationen, Institution oder Verbände und Vereine zählen ebenso dazu. Auch Verlage oder Ghostwriter-Agenturen kommen als Brötchengeber vor. Wenn auch sehr selten. Der Ghostwriter schreibt, recherchiert, redigiert. Er verfasst Sachbücher, Fachbücher, Biografien, Unternehmenschroniken, Markenbücher und manchmal auch Belletristisches – vom Krimi bis zum Jugendbuch – ich spreche hier für mich, weil ich diese Bandbreite seit Jahren bediene. Es zeigt auch, dass ich mich ungern auf ein bestimmtes Thema, eine bestimmte Branche, eine bestimmte Leserschaft festlegen lasse. Ich schaue viel lieber möglichst oft und gerne über den Rand meines Schreibtisches hinaus. Ist das meine Neugier? Ist das mein Hunger, auf alles, was ich noch nicht kenne, was ich noch entdecken könnte? Will ich immer weiter lernen, besser werden? Verbindlich beantworten kann ich diese Frage nicht. Sie muss offenbleiben. Der Cellist Pablo Casals war schon über neunzig, als ein Freund ihn fragte, warum er immer noch jeden Tag auf seinem Cello üben würde. Casals antwortete: „Ich habe das Gefühl, dass ich Fortschritte mache.“
Ich bin noch weit entfernt von den neunzig Lenzen. Und ob ich jemals, perfekt schreiben werde, steht in den Sternen. Ich schreibe aber seit über drei Jahrzehnten im Auftrag. Und ein Ende sehe ich nicht kommen. Dafür liebe ich meinen Beruf viel zu sehr. Als Ghostwriter bin ich in erster Linie ein Autor, der sein Können in den Dienst Dritter stellt. Ich selbst nenne mich gerne »Schreibkraft«. Ich finde, dass diese Umschreibung meine Leistung am besten trifft: Ich schreibe und das tue ich mit meiner ganzen Kraft für die Sache und für meine meine Auftraggeber.
Noch eine Bemerkung am Schluss: Das nächste Buch ist immer das schwerste. Aber das Schwerste war mein erstes eigenes, weil es mir am nächsten war und ist. Mit diesem Buch habe ich mich zum ersten Mal der öffentlichen Kritik gestellt. Es wird jedem Menschen, der ein Buch veröffentlicht, ähnlich gehen. Meine Meinung dazu: Jedes Leser-Wort, jedes Feedback zählt. Lieber im grellen Licht der Kritik als im Dunkel der Bedeutungslosigkeit. Bei diesem ersten Buch ist es übrigens nicht geblieben. Es folgten weitere unter eigenem Namen. Wenn Sie sich unter anderem für dokumentarische Romane interessieren, dann besuchen Sie mich unter www.holger-schaeben.de
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